Kaya & Kato

 

Stellt euch bitte kurz vor. Wer seid ihr, wie heißt euer Unternehmen und was macht ihr genau?

Wir sind das Team von KAYA&KATO. Dazu zählen neben den Gründern Stefanie und Stefan noch 10 weitere MitarbeiterInnen. KAYA&KATO ist ein textilproduzierendes Unternehmen aus Köln. Seit 2017 stellen wir nachhaltige Arbeitskleidung für die Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel und die Pflege her.

 

 

Wie kamt ihr dazu, euer Unternehmen zu gründen, was war eure Motivation?

Wir wollen den Markt für Arbeitskleidung grundlegend verändern. Der Textilmarkt ist extrem preisgetrieben, so dass Aspekte wie Nachhaltigkeit, Anbau der Rohstoffe, Verarbeitung und Arbeitsbedingungen kaum eine Rolle spielen. Das muss sich ändern. Zudem hatte Workwear in puncto Mode und Style jahrelang wenig Innovatives zu bieten. Dabei sind ein guter Look und ein nachhaltiges Gesamtkonzept auch Aushängeschild für Unternehmen – ob Restaurant, Hotel oder Handelsunternehmen. Wir sind nun seit Anfang 2017 operativ tätig und sehen, dass wir starke Impulse setzen konnten.

Was ist das Besondere an euren Produkten und eurem Unternehmen?

Mit KAYA&KATO setzten wir bei der Entwicklung von Arbeitskleidung den Schwerpunkt auf neue, coole Styles in Kombination mit 100 Prozent nachhaltigen Konzepten. Unsere Kleidung wird aus Bio-Baumwolle hergestellt oder aus Mischgeweben, für das wir recycelten Plastikmüll aus dem Meer verwenden. Fischer vor der Küste Spaniens setzten sich dafür ein, beim Fischfang gleichzeitig auch Plastik aus dem Meer zu fischen, das für die Verarbeitung in den Stoffen von KAYA&KATO genutzt wird. Mittlerweile ist daraus eine Kontinent übergreifende Bewegung geworden. Zudem ist KAYA&KATO keine „grüne Zusatzlinie“, wir produzieren fair und transparent über die gesamte Lieferkette hinweg. Die Produktion erfolgt ausschließlich in Europa. Um hochwertige Produkte zu fertigen und faire Arbeitsbedingungen zu garantieren, kennen wir alle Zulieferer persönlich. Wir bieten damit funktionale und langlebige Kleidung made in Europe.

 

 

Wo seht ihr den Zusammenhang zwischen nachhaltiger Gastronomie und Küche und euren Textilien?

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Gastronomie in Bezug auf die Lebensmittel längst angekommen. Herkunft und Nachhaltigkeit ist jedoch nicht nur bei Lebensmitteln relevant, sondern in allen Bereichen, die unser tägliches Leben und Arbeiten betreffen. Wenn man sich den Markt für Arbeitsbekleidung anschaut, ist es wirklich erstaunlich, dass das Bewusstsein hierfür bei vielen noch nicht angekommen ist. Dabei ist Arbeitskleidung für jeden einzelnen und auch im Gesamtkonzept und der Außendarstellung ein so wichtiger Aspekt, gerade für die Gastronomie und Hotellerie: Menschen möchten sich bei der Arbeit wohl fühlen, gut aussehen und funktional richtig gekleidet sein. Vor allem möchten sie keine Arbeitskleidung mit viel Chemie auf der Haut tragen, die irgendwo unter fragwürdigen Umständen hergestellt wird. Wer also in Gastronomie und Küche ein Bewusstsein für Herkunft und Nachhaltigkeit der Lebensmittel hat, sollte dieses auch auf die Bereiche Arbeitsbekleidung und Ausstattung lenken.

Was für eine Baumwolle wird für eure Produkte genutzt? Woher bezieht ihr diese und wie wählt ihr diese aus?

Die herkömmliche Baumwollindustrie ist eine riesige Maschinerie. Baumwolle wird an den globalen Rohstoffmärkten und Warenterminbörsen gehandelt. Von der globalen Baumwollproduktion sind gerade mal ca. 1 Prozent Bio-Baumwolle. In unseren Produkten verwenden wir ausschließlich Bio-Baumwolle. Damit unterstützen wir eine nachhaltige Landwirtschaft und wenden uns gegen genetisch modifizierte Baumwollsorten, die Zerstörung der Biodiversität, den Einsatz von Chemikalien und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken für Menschen die an der Produktion beteiligt sind oder unsere Produkte tragen.

Ein Teil unserer Bio-Baumwolle stammt aus Gulu im Norden Ugandas. Das Land dort ist fruchtbar und natürlich durch Regen bewässert. Durch die Nähe zum Äquator können mehrere Ernten rund um das Jahr eingebracht werden. Der Anbau von Bio-Baumwolle gibt dort rund 40.000 Klein- und Kleinstbauern ein festes Einkommen. Durch den Verzicht auf Chemie sind die Menschen auf den Feldern keinen gesundheitsgefährdenden Mitteln ausgesetzt. Die LandwirtInnen profitieren von festen Abnahmepreisen aus der bewirtschafteten Fläche, die schon vor der Ernte vereinbart werden. Das Mengen- und Qualitätsrisiko übernimmt unser Partner. Zusätzlich gibt es einen Aufschlag für jedes geerntete Kilogramm. So können die LandwirtInnen von Anfang an mit festen Einnahmen kalkulieren. Und sie können sich auf eine langfristige Zusammenarbeit und Entwicklung verlassen. Zusammen mit unseren PartnerInnen wollen wir nun in all unseren Produkten Bio-Baumwolle aus Uganda verarbeiten.

Was hat das Produkt Baumwolle mit Landwirtschaft zu tun und wie wird diese am umweltschonendsten angebaut? 

Im Vergleich zur Weltbaumwollerzeugung ist Bio-Baumwolle noch ein seltener Rohstoff. Dabei liegen die Vorteile klar auf der Hand: Beim Anbau von Bio-Baumwolle wird ganz auf chemisch-synthetische Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und gentechnisch verändertes Saatgut verzichtet. Monokultur wird vermieden und eine Fruchtfolge eingehalten. Baumwolle ist nur eine Feldfrucht von vielen. Neben Baumwolle werden auch Kürbisse, Sesam, Chilis und Kartoffeln angebaut. So laugen die Böden nicht aus, mehr sogar: sie werden durch den ökologischen Landbau fruchtbarer. Auf eine chemische Behandlung der Felder (Dünger und Pestizide) wird komplett verzichtet. Die Ernte der Baumwolle erfolgt von Hand, wodurch eine höhere Qualität erzielt wird. Giftige Entlaubungsmittel wie bei der maschinellen Ernte werden nicht eingesetzt. Während im konventionellen Baumwollanbau Jahr für Jahr Menschen an Pestizidvergiftungen sterben, schützt die Einhaltung aller ökologischen Regeln beim Bio-Baumwollanbau Mensch und Umwelt. Die Fruchtbarkeit der Böden und die Sauberkeit des wichtigen Grundwassers werden auf natürliche Art erhalten. Auch die Schädlingsbekämpfung erfolgt auf natürliche Weise: von komplementären Nutzpflanzen oder der Zucht von Nützlingen, wie Wespen. Zudem werden die Bauern und Bäuerinnen mit natürlichem Saatgut versorgt, und die Saaten werden gezielt gepflegt und weiterentwickelt. Jedes einzelne Feld wird sorgfältig begleitet und alle Maßnahmen in einem Report aufgezeichnet. Die Einhaltung aller ökologischen Regeln wird durch eine unabhängige Zertifizierungsorganisation überwacht.

 

 

Warum ist euch der Kontakt mit den Landwirten eurer Baumwolle wichtig?

Das Verlangen nach immer neuer und günstigerer Kleidung geht zu Lasten der Umwelt und der Gesundheit der Menschen, die diese Kleidung herstellen und tragen. Pestizide, die in hohen Mengen in Baumwollfeldern ausgebracht werden, und Chemikalien in der Weiterverarbeitung vergiften Mensch und Natur. In vielen Fabriken in Asien arbeiten NäherInnen unter schlechten Arbeitsbedingungen und ohne soziale Absicherung. Insgesamt fließen von einem konventionell hergestellten Kleidungsstück nur 1 Prozent des Ladenpreises für Lohnkosten in die Produktion zurück. Auch hohe Endpreise garantieren keine fairen Löhne und keine ökologische Herstellung. Dabei geht es anders: Auch mit Baumwolle aus ökologischer Landwirtschaft und mit einer Produktion, die den Chemikalieneinsatz reduziert und unter fairen Arbeitsbedingungen konfektioniert, kann konkurrenzfähig Arbeitskleidung hergestellt werden, ohne Mensch und Umwelt aus den Augen zu verlieren. Das ist unser tägliches Geschäft. Und nur wenn wir ein persönliches und vertrauensvolles Verhältnis zu unseren ProduktionspartnerInnen haben, und dazu zählen auch die Landwirte unserer Bio-Baumwolle, können wir gute Arbeitsbedingungen und eine hohe Produktqualität garantieren. Unsere umfassenden Zertifizierungen unterstützen uns dabei; jährlich werden unsere PartnerInnen auch von diesen vor Ort auditiert.

 

Die moderne Textilbranche steht stark unter Druck: Genau wie in der Fleischindustrie hat sich auch hier eine völlige Loslösung des Konsumenten vom Produktionsprozess vollzogen.

 

Wie können fairer und umweltschonender Anbau von Baumwolle weiter gefördert werden? 

Die moderne Textilbranche steht stark unter Druck: Genau wie in der Fleischindustrie hat sich auch hier eine völlige Loslösung des Konsumenten vom Produktionsprozess vollzogen. Die Arbeit, die heutzutage in die Herstellung von Textilien investiert wird, ist trotz des technologischen Fortschritts immer noch enorm. Viele Hände sind an der Produktion beteiligt. Häufig ist für die Kunden – aber auch die Hersteller selbst – der Weg bis zum Ursprung des Kleidungsstückes, dem Rohstoff, nicht mehr zurück zu verfolgen. Gerade in der Textilindustrie sind die Lieferketten sehr komplex, der Wirtschaftszweig ist international stark verflochten. Nicht selten bleibt bei der Herstellung von Textilien die menschenrechtliche und ökologische Verantwortung auf der Strecke. Deshalb ist Transparenz in diesem Zusammenhang so entscheidend. Nur wenn Hersteller und Konsumenten den Produktionsweg eines Textils nachvollziehen können, kann auch der Anbau von ökologisch und sozial verträglichen Rohstoffen weiter gefördert und unterstützt werden.

Deshalb haben wir im letzten Jahr gemeinsam mit dem Tech-Unternehmen IBM die Blockchain basierte Plattform „textile trust“ entwickelt. Mit nur wenigen Klicks lässt sich damit die Wertschöpfungskette eines Textils abbilden. Mittels einer einfachen App können alle am Herstellungsprozess beteiligten Produzenten die Daten fälschungssicher übermitteln. Dazu werden die Daten in Blöcken (blocks) erfasst und in Form einer unveränderbaren, chronologischen Kette (chain) gespeichert. Wechselt ein Wirtschaftsgut den Eigentümer, so ist dies innerhalb der Blockchain ersichtlich. Auch Produktionsstandards und Zertifikate können fälschungssicher in jedem Produktionsschritt übermittelt werden. Am Ende der textilen Lieferkette wird ein QR-Code generiert, der Hersteller und Kunden über jeden Produktionsschritt des Textils informiert.

 

 

Welchen Stellenwert hat die Zusammenarbeit mit anderen Betrieben für euch? 

Mit einem nachhaltigen Konzept setzen wir uns gemeinsam mit unseren Kunden, den Gastrobetrieben dafür ein, dass sich im Bereich der Textilproduktion etwas verändert. Dass Menschen vor Ort pünktlich und fair bezahlt werden. Dass keine gesundheitsschädlichen Chemikalien eingesetzt werden. Und dass kein Greenwashing betrieben wird. Wir arbeiten weltweit mit Partnern zusammen, die gemeinsam mit uns etwas bewegen: Das fängt bei der Ernte der Bio-Baumwolle an. Der Anbau gibt den 40.000 Klein- und Kleinstbauern in der Region Uganda Stabilität und eine Perspektive für die Zukunft. Mit dem Kauf der Arbeitskleidung erwerben Kunden und Partner nicht nur hochwertige Produkte, sondern haben auch Einfluss auf die Entwicklung Afrikas und können die direkte Wirkung ihrer Kaufentscheidung sehen. Wir wollen in den nächsten Monaten gemeinsam mit unseren PartnerInnen in all unseren Produkten Bio-Baumwolle aus Uganda verarbeiten. Das geht nur, wenn unsere – vor allem großen – PartnerInnen uns dabei unterstützen. Das heißt konkret, Abnahmemengen garantieren und auch dazu bereit sein, einen geringfügig höheren Preis zu zahlen.

 

 

Warum seid ihr Mitglied der Gemeinschaft geworden?

Das Konzept der Gemeinschaft hat uns sofort überzeugt. Ein Umdenken hinsichtlich unseres Ernährungssystems erreicht man in unserer Gesellschaft nicht allein – sondern nur gemeinsam mit starken Partnern. Natur in ihrer Wertigkeit in den Fokus zu stellen, Wissen zu teilen und voneinander neu zu lernen, ist essentiell wichtig, um tatsächlich einen Wandel herbei zu führen. Wir sind begeistert und freuen uns, dass die Gemeinschaft als Akteure entlang der Wertschöpfungskette nun auch den Bereich der Textilien in ihre Betrachtungen einbezieht. Regionaler Einkauf von Lebensmitteln ist in unserer Gesellschaft thematisch bereits verstanden und angekommen. Welche Auswirkungen die Produktion von Textilien in Billig-Ländern auf unsere Gesellschaft und die Umwelt hat und welche Chemikalien in Textilien erlaubt sind, die wir täglich auf der Haut tragen, findet aus unserer Sicht noch viel zu wenig Beachtung. Gemeinsam mit starken Partnern können wir das ändern. Deshalb sind wir stolze neue Mitglieder der Gemeinschaft.

 

Schätzungen zufolge verursacht die Modebranche 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen – mehr als internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen.

 

Was wünscht ihr euch für die Zusammenarbeit innerhalb der Gemeinschaft – gibt es bestimmte Ziele, die ihr gemeinsam erreichen wollt? 

Die kritische Auseinandersetzung mit zukünftigen Fragestellungen unseres Ernährungssystems halten wir für essentiell wichtig. Und genau diese kritische Auseinandersetzung mit etablierten Systemen sollte unbedingt auch auf den Bereich der Textilien ausgeweitet werden. Wenn ich weiß, welches Huhn mein Frühstücksei gelegt hat, sollte ich auch wissen wollen, woher meine Kleidung stammt, welchen Weg sie hinter sich hat und welche Chemikalien in den Geweben verarbeitet werden. Wir wünschen uns, dass wir gemeinsam mit den Partnern der Gemeinschaft dieses Thema stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit setzen. Wie auch im Bereich der Lebensmittelindustrie können wir hier gemeinsam viel Positives bewirken: nämlich zeigen, dass es auch anders, besser geht.

 

Was sind die wichtigsten Punkte, die sich deiner Meinung nach in den kommenden Jahren innerhalb der Lebensmittelbranche, Gastronomie, Landwirtschaft verändern müssen und warum? Wen seht ihr hierbei in der Verantwortung und warum?

In der Lebensmittelbranche hat sich bereits viel bewegt. Konsumenten achten sehr viel bewusster auf ihre Ernährung – und Gastronomen setzen sich dafür ein, sich kritisch mit der Wertschöpfungskette auseinander zu setzen. Im Bereich Textil verläuft die nachhaltige Entwicklung eher schleppend. Das Lieferkettengesetz hat den rechtlichen Rahmen geschaffen, um den Schutz der Umwelt, Menschen- und Kinderrechte entlang globaler Lieferketten zu verbessern. Das ist ein sehr guter und großer Schritt in die richtige Richtung. Jedoch sollte noch viel mehr darüber berichtet und aufgeklärt werden, wie wichtig es ist, auch im Bereich Textilien sehr viel schneller Veränderungen herbei zu führen. Das betrifft auch das Thema Klimawandel.

Schätzungen zufolge verursacht die Modebranche 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen – mehr als internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen. Vor diesem Hintergrund sollte auch die Berichterstattung zu Arbeitskleidung ausgeweitet werden – hier fehlt es noch an Aufklärung.

 

Danke! 

Fotos:
Luisa Zeltner

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