Hotel Oderberger
Das HOTEL ODERBERGER BERLIN ist ein denkmalgeschütztes Boutique-Hotel in Familienbesitz. Das historische Hotel war ehemals Stadtbad und wurde 1898 konzipiert – seit 1986 war es geschlossen. Im Februar 2016 eröffnete das Hotel Oderberger Berlin als Teil des GLS Campus nach aufwändiger Sanierung.
Seit 2016 betreibt ihr das Hotel Oderberger. Was erwartet eure Gäste, wenn sie zu euch ins Hotel kommen?
Unsere Gäste erwarten ein besonderes Haus, das sich nicht anfühlt wie ein klassisches Hotel. Durch die Kombination aus öffentlich zugänglichem Stadtbad und Hotel kommen bei uns unterschiedliche Menschen zusammen. Unser Team steht für authentischen Service und wir sind genauso bunt wie die Vielfalt Berlins. Das Komfort-Level ist hoch: Stadtbad & Sauna (außer an Tagen, an denen Events stattfinden), unser regional-saisonales Frühstücksbuffet, individuell gestaltete Zimmer und unsere Bar mit regionalen Spirituosen, Eigenkreationen und Klassikern sorgen dafür, dass keine Wünsche offen bleiben. Und falls doch, fällt man einfach aus der Tür in unseren wuseligen Kiez und lässt sich treiben.
Inwiefern unterscheidet ihr euch von anderen Hotels?
Bei uns trifft das öffentliche Stadtbad auf Eventlocation auf Boutique-Hotel, Berliner:innen auf Besucher:innen – und genau so wünschen wir uns das auch. Wir sind ein besonderer Ort für einen Berlin-Besuch und genauso ein Teil der öffentlichen Infrastruktur im Kiez. Das Stadtbad hat eine lange Geschichte, Generationen von Menschen haben hier Schwimmen gelernt. Wir sind stolz darauf, dass das Haus auch in privater Hand weiterhin ein Teil des öffentlichen Lebens ist und ein Beispiel dafür, wie Tourismus einen Mehrwert für den Kiez und seine Bewohner:innen schafft.
Ihr seid ausschließlich Frauen in Führungspositionen. Hat das einen Einfluss auf die Dynamiken im Arbeitsalltag?
Vorweg: Wir arbeiten an unserer Männerquote und sind bei 75% Frauen in Führungspositionen. Das ist gut so, denn wir glauben daran, dass Vielfalt im Team zu besseren Produkten, Entscheidungen und somit einem insgesamt besseren wirtschaftlichen Ergebnis führt. Und das wiederum bedeutet Unabhängigkeit, Gestaltungsmöglichkeiten und Sicherheit. Aber ja, die Geschäftsführung ist weiblich: Barbara Jaeschke als Gründerin des GLS Sprachenzentrums und Eigentümerin des Stadtbades und Ihre beiden Töchter, Dr. Verena Jaeschke – Hotel Director und Dr. Reemda Jaeschke – Director Finance & Controlling. Wir sind ein Familienbetrieb in der 2. Generation und stehen für nachhaltiges Wirtschaften im ökonomischen, sozialen und ökologischen Sinne.
Gibt es Betriebe, mit denen ihr kooperiert? Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit mit anderen Betrieben für euch und eure Branche?
Wir glauben an Kooperation, sowohl mit unseren Partnern und Lieferanten als auch mit anderen individuell geführten Hotels. Im Austausch und Miteinander ist man einfach stärker. Bspw. haben wir einen Roundtable für Boutique Hotels gegründet, aus dem richtige Freundschaften entstanden sind.
Habt ihr die Erfahrung gemacht, dass sich die Nachfrage der Gäste mit den Jahren verändert hat, was das gastronomische Angebot angeht?
Wir beobachten definitiv, dass die Gäste einen nachhaltigen Ansatz honorieren und nachfragen. Insbesondere nach Corona hat keiner mehr Lust auf den üblichen Einheitsbrei und Hotelketten, in denen jedes Zimmer in jeder Stadt, egal in welchem Land, ähnlich gestaltet ist. Gleiches gilt für die Gastronomie: Authentizität ist gefragt. Daher glauben wir daran, dass Menschen, die aus Überzeugung für besondere und nachhaltige Produkte und Konzepte stehen, damit auch Erfolg haben werden.
„Junge Menschen brauchen Orte, an denen sie lernen, wachsen und auch mal Fehler machen können, um zu tollen Fachkräften und Gestalter:innen unserer Branche zu werden.“
Wir waren oft in Gesprächen zum Thema Ausbildung und ihr setzt euch aktiv dafür ein, ein attraktiver Ausbildungsort zu sein. Warum ist euch das besonders wichtig und was macht ihr genau? Was macht ihr anders?
Ausbildung – sowohl die klassische Berufsausbildung als auch das duale Studium – ist uns sehr wichtig. Junge Menschen brauchen Orte, an denen sie lernen, wachsen und auch mal Fehler machen können, um zu tollen Fachkräften und Gestalter:innen unserer Branche zu werden. Hospitality ist einfach toll und wir wollen Menschen dafür begeistern. Wir achten vor allem auf zwei Punkte: Unternehmenskultur und Konditionen. Wir zahlen ab dem ersten Lehrjahr übertariflich und es gibt zahlreiche zusätzliche Benefits (Exkursionen, Büchergeld, Weiterbildungen, Lern-Apps). Warum? Von 800 Euro kann sich kein Azubi in Berlin mehr ein WG-Zimmer + Essen leisten. Und wir konkurrieren hier mit anderen Branchen, eine Tätigkeit in der Gastronomie oder Hotellerie muss auch finanziell attraktiv sein. Und was die Kultur angeht: Das Du und die Dienstplanung 2 Wochen im Voraus sind bei uns selbstverständlich. Darüber hinaus ist klar, dass ausreichend Fachkräfte zur Anleitung zur Verfügung stehen und man nicht als Azubi ab Monat 3 ganze Schichten alleine schmeißt. Wir bieten regelmäßige Lehrunterweisungen, Exkursionen zu produzierenden Betrieben, Praxisübungen und Feedbackgespräche an. Es gibt außerdem regelmäßig Teamevents nur für Menschen in Ausbildung bei uns im Betrieb, bspw. das Azubi- und Studi-Frühstück.
Während des Lockdowns habt ihr Mitarbeiter:innen die Möglichkeit gegeben, in anderen Betrieben wie zum Beispiel dem Noname, dem Restaurant otto oder auch dem Nobelhart & Schmutzig mitzuarbeiten. Wie kam es dazu und was ist daraus entstanden?
Unser Hotel war während beider Lockdowns lange geschlossen und wir hatten für unsere Auszubildenden nur Tätigkeiten im Bereich Housekeeping anzubieten – das war irgendwann einfach zu langweilig. Und da wir die Azubi-Gehälter sowieso voll bezahlt haben, dachten wir uns, dass wir damit dann lieber andere Betriebe unterstützen und so gleichzeitig unseren Auszubildenden etwas zurückgeben. Daher haben wir sie zu Praktika in besagten Restaurants vermittelt, wo sie Einblicke in andere Küchen bekommen haben und sich auch während der Lockdowns fachlich weiterentwickeln konnten.
Wenn wir einen Blick in die Zukunft werfen, wie sieht euer Hotel dann aus? Gibt es Ideen oder Projekte, die ihr in Zukunft umsetzen möchtet?
Aktuell ist das wichtigste Projekt die Umrüstung unserer Energieversorgung. Wir sind nachhaltig zertifiziert mit Green Sign Level 4 und haben im Bereich Nachhaltigkeit schon viel umgesetzt (Vermeidung Food und Plastic Waste, Ökostrom und LED-Leuchtmittel, Wasser sparen, möglichst nachhaltiger Einkauf usw.). Jetzt sind wir dabei, unsere Energieverbräuche so weit wie möglich zu reduzieren und – wenn wir dann unsere bestmöglichen Verbräuche erreicht haben – die Versorgung durch erneuerbare Energien zu ergänzen. Das gilt für den gesamten GLS-Campus, zu dem das Hotel Oderberger gehört. Unser Ziel ist, das bis Ende 2025 erreicht zu haben.